580 Mitglieder starker GSV plant Satzungsänderung / Abteilungen sollen sich zukünftig nicht mehr voneinander abschotten -  Elf Monate nach seiner vom Amtsgericht angeordneten Einsetzung als Notvorstand sieht Rechtsanwalt Turgay Schmidt die Neuausrichtung des Gießener Schwimmvereins (GSV) auf einem guten Weg. Vor allem die Ernennung von Ulrich Ringleb als zentralen Rechner trage Früchte. Bei ihm läuft alles Wirtschaftliche und Finanzielle zusammen. Ringleb arbeite zuverlässig und schnell, lobte Schmidt. Die Abteilungsleiter zögen ebenfalls mit. Während der Ex-Vorsitzende Michael Schwesinger nach einem Umzug nicht mehr zur Verfügung steht, ist der frühere Vize Jörg-Heilmann fest in den Umgestaltungsprozess eingebunden.

Bis er den GSV wieder in die Eigenständigkeit entlassen könne, seien allerdings weitere Umstrukturierungen nötig, sagt der Rechtsanwalt. Er plant eine Satzungsänderung, die die Position des Gesamtvorstands stärkt und die Macht der Abteilungen, die jede für sich in der Vergangenheit quasi als Verein im Verein agierte, beschneidet. Transparenz und Kommunikation sollen an die Stelle der jahrzehntelang praktizierten Politik der Abschottung treten. Jede der drei Abteilungen – Schwimmen, Tischtennis und Volleyball – erhält künftig ein Budget, mit dem sie auskommen muss.

Trotz der Corona-Krise verzeichnet der GSV einen leichten Zuwachs auf aktuell 580 Mitglieder, berichtet Ulrich Ringleb. Bemerkenswerterweise seien 80 Prozent von ihnen unter 40 Jahre alt, 65 Prozent unter 25 und 50 Prozent Kinder und Jugendliche. „Wir sind ein sehr junger Verein“, freut sich Schmidt.

Beim Tischtennis setzt der Notvorstand auf Erfahrung. Daher hat er Jürgen Boldt als Abteilungsleiter eingesetzt. Boldt hat Markus Geißler abgelöst, der nach einem Urteil des Verbandsgerichts wegen falscher Angaben gegenüber dem Hessischen Tischtennisverband (HTTV) und dem Verein fünf Jahre lang keinen Funktionärsposten ausüben darf. Boldt war auch Geißlers Vorgänger.

Sportlicher Höhenflug

Sportlich befinden sich die Zelluloidartisten auf einem Höhenflug. Die ersten drei Mannschaften sind aufgestiegen in die Regionalliga, die Hessenliga und die Bezirksoberliga. „So gut aufgestellt waren wir noch nie“, sagt Jürgen Boldt. Von der Spielklassenstruktur her sei der Gießener SV unter den Top-20-Vereinen in ganz Deutschland. Der neue Cheftrainer Christian Löffler, der auch den Talentstützpunkt des HTTV im Raum Gießen leitet, soll die strategische Neuausrichtung auf die Förderung regionaler Nachwuchsspieler sicherstellen. Geld für spielstarke Ausländer auszugeben, komme nicht mehr in Frage, beteuert Boldt. Für die nächste Runde verzeichne man bereits neun Zugänge. Der Abteilungsleiter rechnet nicht unbedingt damit, die Regionalliga halten zu können. Aber das sei auch nicht das vorrangige Ziel. Vielmehr wolle man junge Spieler ausbilden, um mit ihnen mittelfristig in höheren Klassen bestehen zu können. Das Konzept sei zunächst auf drei Jahre ausgerichtet.

Die reguläre Spielhalle in der Gießener Weststadt wird seit über einem Jahr saniert. Aufgrund coronabedingter Verzögerungen ist ein Ende der Arbeiten nicht abzusehen. Das Ausweichen auf andere Hallen habe in Zusammenarbeit mit dem Sportamt gut geklappt, betont Boldt. Vor allem bei der TSG Wieseck habe man eine zweite Heimat gefunden. Sorgen bereiten ihm jedoch die aktuellen Trainingsmöglichkeiten. Wegen der geltenden Kontaktbeschränkungen könne man lediglich an einer Tischtennisplatte trainieren.

Mit der Trainingssituation unzufrieden sind auch die Schwimmer. Die Bäder sind seit Mitte März geschlossen. Die Akteure um Abteilungsleiter Stefan Alt hoffen, dass sie Mitte Juni, spätestens aber nach den Sommerferien, wieder ins Wasser können. Mehr als Ausdauer- und Krafttraining auf dem Trockenen ist zurzeit nicht möglich. Der Verband habe noch keine Perspektiven aufgezeigt.

Hallenzeiten gestrichen

Darüber hinaus beklagen die Sportler ihre „einzigartige“ Situation. Um trainieren zu können, müsse jeder jedes Mal zwei Euro Eintritt zahlen. Die Stadtwerke seien diesbezüglich hartleibig, berichtet Ulrich Ringleb. Die Verträge mit dem GSV liefen aus, und man rechne mit einer Erhöhung auf 2,50 Euro oder sogar drei Euro. Sportlich gesehen ist die Abteilung sehr erfolgreich. Die Masterschwimmer glänzen mit Titeln und Podiumsplätzen bei der Deutschen Meisterschaft sowie Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften.

Katrin Eger leitet die dritte Säule des GSV, die Volleyballabteilung. Sie klagt über gestrichene Hallenzeiten, da auch der USC Ansprüche erhebt. Dessen Halle wurde wegen Einsturzgefahr geschlossen. Bedingt durch die hohe Anzahl von Studenten unter den Sportlern sei die Fluktuation leider hoch, stellt Eger fest. Aber immerhin könne man fünf Damen-, zwei Herren- und eventuell eine Jugendmannschaft aufbieten. Das Training startet nächste Woche wieder, begleitet von einem Hygienekonzept, in kleinen Gruppen und individuell. Die Konzentration liegt notgedrungen auf Ausdauer und Kraft. Wie und ob überhaupt die nächste Saison gespielt wird, stehe in den Sternen, meint Katrin Eger.

Das Corona-Hilfspaket für Vereine hält Turgay Schmidt für richtig, die Gestaltung des Förderantrags jedoch für verfehlt. Dieser sei viel zu kompliziert und überfordere Normalsterbliche. Er wisse von Vereinen, die finanziell in Not sind, aber keinen Förderantrag stellen, weil sie mit dem Formular nicht klarkommen, sagt der Rechtsanwalt. Er plädiert für eine unbürokratische Einmalzahlung. Nach seinen bisherigen Erkenntnissen sei der GSV allerdings gut aufgestellt und benötige keine Staatshilfe.


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