Ab 1. Juli ist neue Lizenz vonnöten :: Digitale »Turnierwelt« als Ziel des DTTB - Im Tischtennis kommt die Turnierlizenz - Ab 1. Juli darf bei genehmigungspflichtigen Individual-Turnieren in ganz Deutschland - z. B. offene Turniere, Kreismeisterschaften, Turnierserien, Ranglistenturniere, Deutsche Meisterschaften - nur noch starten, wer im Besitz einer solchen Lizenz ist. Wer lediglich an Punktspielen mit der Mannschaft für seinen Verein teilnimmt, benötigt sie nicht. An der Basis stößt das nicht nur auf Zustimmung: In einer Online-Petition rufen die Gegner zum Stopp des Vorhabens auf. Dennis Erbe, der Geschäftsführer des Hessischen Tischtennisverbands, verteidigt die Neuerung dagegen als zeitgemäß, gerecht und attraktiv.
Bereits beim Bundestag 2021 hatten die Delegierten der Mitgliedsverbände und Vertreter der DTTB-Gremien die Einführung der Turnierlizenz beschlossen. Beim diesjährigen Bundesrat am vergangenen Samstag wurden nun die Preise festgelegt. Für Erwachsene kostet das Halbjahresabo 4,99 Euro. Gültig ist es jeweils vom 1. Januar bis zum 30. Juni oder vom 1. Juli bis zum 31. Dezember. Bei Nicht-Kündigung verlängert sich das Abo automatisch um ein halbes Jahr. Wer nur an einem bestimmten Turnier teilnehmen will, muss für 2,99 Euro eine Einmal-Lizenz erwerben.
Kinder und Jugendliche erhalten eine »eingeschränkte« Lizenz automatisch mit Erteilung der Spielberechtigung für die Nachwuchsmannschaft ihres Vereins. Nachwuchsspieler, die in Damen- oder Herren-Klasse bei einem Individual-Turnier starten möchten, benötigen die Turnierlizenz für Erwachsene oder eine Einmal-Lizenz. Dafür müssen die Erziehungsberechtigten ihr Einverständnis geben.
Für den Erwerb einer Lizenz (außer der eingeschränkten für Kinder und Jugendliche) benötigen Spielerinnen und Spieler ein freigeschaltetes Konto bei myTischtennis.de. Dieses können sie kostenlos auf www.mytischtennis.de /community/register erstellen.
Der Deutsche Tischtennisbund bezeichnet die Turnierlizenz als ersten Schritt zu einer künftigen digitalen »Turnierwelt«, in der alle Individual-Turniere aufgeführt werden. Diesen Turnierkalender kann jeder Einzelne auf seine Bedürfnisse zuschneiden - etwa gemäß Veranstaltungen in einer Region oder gemäß der eigenen Spielstärke. Es wird deutschlandweit individuelle Turnierstatistiken geben. Die Suche nach einem Doppelpartner kann digital erfolgen. Die Auslosung und Ansetzung der eigenen Spiele soll als Push-Nachricht aufs Handy erfolgen.
Darüber hinaus soll die Turnierorganisation komplett digitalisiert und weitgehend automatisiert erfolgen, angefangen beim Startgeld. Ausrichter können neben der Ausschreibung auch Zusatzinformationen geben wie News, Routenplaner, Übernachtungsmöglichkeiten sowie die in der Halle angebotenen Verpflegung und deren Preise. In einer späteren Version sollen Live-Streams und -Ticker hinzukommen.
Einnahmen in den Anschub stecken
Das alles kostet Geld. »Teile der Einnahmen aus der Turnierlizenz fließen in eine Anschubfinanzierung für Konzeption, Programmierung, Hosting und die Weiterentwicklung der Turnierwelt«, schreibt der DTTB auf seiner Homepage. HTTV-Geschäftsführer Dennis Erbe weist darauf hin, dass nach Erhebungen des DTTB bundesweit nur 50 000 bis 60 000 Spieler an Turnieren teilnehmen. Das entspricht einer Quote von weniger als 15 Prozent.
Um nicht die Allgemeinheit mit den Kosten der sinnvollen Umstellung zu belasten, habe man gemäß dem Verursacherprinzip den Weg der kostenpflichtigen Lizenz gewählt. Das sei doch fair.
Erbe glaubt fest an den Erfolg der Neuerung. »Wenn wir nach zwei Jahren zu dem Ergebnis kommen, dass die Turnierlizenz nichts bringt, können wir sie ja wieder abschaffen«, sagt er. »Man sollte dem Projekt eine Chance geben, gucken, wie es läuft, und sie nicht von vornherein kaputtreden.« Gerüchte, bisher gebe es lediglich eine Arbeitsgruppe und noch nichts Konkretes, weist Erbe zurück. »Meines Wissens steht der Starttermin zum 1. Juli definitiv«, sagt der HTTV-Geschäftsführer.
Abgesehen von der Zeitersparnis, die die Digitalisierung für die Organisation und den Ablauf von Turnieren bringen soll, regelt die Turnierlizenz einige bislang offene Fragen rund um Versicherung, Haftung für Schäden sowie Aufsichtspflicht bei Kindern und Jugendlichen. Wer sich selbst meldet, haftet auch selbst für Schäden, die er anrichtet. Bei Minderjährigen liegt die Aufsichtspflicht bei denen, die gemeldet haben: entweder beim Verein durch die eingeschränkte Turnierlizenz für den Nachwuchs-Individualspielbetrieb oder bei den Erziehungsberechtigten, wenn sie ihre Zustimmung zum Erwerb der uneingeschränkten Turnierlizenz für den Nachwuchs-Individualspielbetrieb gegeben haben. Die Unfallversicherung, die der DTTB für die Turnierlizenzinhaber abschließt, sichert den bestehenden Vereinsversicherungsschutz ab, wenn ein Spieler nicht explizit für seinen Klub unterwegs ist.