Der Gießener SV peilt gleich mehrere Meisterschaften an - Jürgen Boldt: "Wichtig für uns, dass wir von der Basis her gesund sind"

Auf dem Weg zurück zu alter Stärke befinden sich die Tischtennisspieler des Gießener SV. Befanden sich die Zelluloidartisten aus der Weststadt nach den Erfolgen in den Anfangsjahren vor gut fünf Spielzeiten auf dem Tiefpunkt, so kann man ungeniert behaupten, dass mit der Rückkehr von Jürgen Boldt, der zwischenzeitlich beim Nachbarn aus Wieseck dem weißen Ball hinterherjagte, der Aufschwung des GSV erneut einsetzte. Spielte die erste Mannschaft in der Saison 1996/97 noch in der Bezirksklasse, so stehen die Herren nun vor dem Sprung zurück in die Oberliga. "Wir hatten einen Drei-Jahresplan für die Hessenliga, den wir nach dem verlorenen Entscheidungsspiel in Watzenborn mit einem Jahr Verspätung nun realisiert haben. Eigentlich wollten wir uns erst ein Jahr halten und dann die Oberliga in Angriff nehmen, doch jetzt wollen wir schon gleich aufsteigen", gibt sich Abteilungs-, Jugendleiter und Mannschaftsführer unisono Jürgen Boldt nach der Herbstmeisterschaft in der Hessenliga selbstbewusst. Das kann er auch durchaus sein, befinden sich die GSV-ler doch mit zwei Punkten Vorsprung auf dem Platz an der Sonne.
Und auch für die Rückrunde sieht es gut aus für den Tabellenführer, konnte die "offene Stelle", die durch den Ausfall von Tom Baldschus entstanden ist, durch Stefan Windum, Student aus Wetzlar, geschlossen werden. Auch wenn die Hessenliga vor allem im vorderen Bereich mit guten Mannschaften bestückt ist und die Meisterschaft auf keinen Fall ein Selbstläufer wird, ist man im Lager der "Schwimmer" guter Dinge: "Wir haben den nötigen Ehrgeiz, gepaart mit Spaß am Training. Harald Peschke hat uns vor der Runde gut verstärkt, und er passt auch menschlich zu uns. Die Oberliga ist das klare Ziel. Und ich glaube auch, dass der Sprung nicht so groß ist und wir uns mit einem neuen Mann halten könnten", führt Jürgen Boldt weiter aus.
Noch rosiger sieht es bei der zweiten und dritten Mannschaft aus, die ohne Verlustpunkt und mit fünf Punkten Vorsprung jeweils die Tabelle anführen. Dabei kommt die Tabellenführung der zweiten Garnitur, die in der Bezirksoberliga an den Start geht, nicht überraschend, wenn auch die Dominanz, mit der die Uli Mandler und Co. die Klasse anführen, auf den ersten Blick etwas verwundert. Doch da die meisten Mannschaften im Vergleich zu den Jahren zuvor Abstriche im Personal machen mussten, konnten die Gießener mit Norbert Lammers noch einen Spieler für das vordere Paarkreuz dazu gewinnen. Damit war der große Favorit bereits vor der Runde gefunden, wenn auch der Aufsteiger aus Beuern Ansprüche auf den ersten Platz angemeldet hat, die zwar nicht unberechtigt, aber erfolglos blieben. Somit zweifelt auch niemand daran, dass der Aufsteiger in diesem Jahr Gießener SV II heißt, wenn auch der Sprung in die Verbandsliga als problematisch angesehen wird. "Der Unterschied zwischen beiden Klassen ist sehr groß, wenn man einmal bedenkt, dass auch Heuchelheim und Größen-Linden II in der gleichen Klasse spielen. Aber wir nehmen das mit, was wir können", werden sich die Verantwortlichen um Jürgen Boldt zu gegebener Zeit Gedanken machen.
In diesem Jahr vom Verletzungspech verschont wurde die dritte Gießener Mannschaft, die ebenso wie die zweite Mannschaft souverän die Tabelle in der Bezirksklasse Gr. 1 anführt. Zwar hatten die Routiniers Günther Teigler, Roland Flick und Co. Glück, dass sie in manchen 9:7-Partien mit einem blauen Auge davongekommen sind, doch an der mannschaftlichen Überlegenheit der GSV-ler ändert das nicht viel. Mit entscheidend für die Stärke der »Dritten« ist auch Neuzugang Thomas Lämmlein, der sich als große Verstärkung entpuppt hat und nur ein Spiel in der Vorrunde verloren hat. Wie stark die Gießener auch in der Rückrunde spielen werden, zeigt die Tatsache, dass Dieter »Jo« Jockel im hinteren Paarkreuz zum Einsatz kommen wird. "Wir wollen auf jeden Fall eine Mannschaft in der Bezirksliga, damit wir eine gute Staffelung der Mannschaften haben. Von daher ist der Aufstieg fest eingeplant", hofft Jürgen Boldt, dass sich die Routiniers die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen.
Auch die übrigen Mannschaften stehen in dieser Runde sehr gut da beim Gießener SV. So befindet sich die vierte Mannschaft auf dem zweiten Platz der 1. Kreisklasse, Gruppe l, so dass auch dort ein Aufstieg im Bereich des Möglichen liegt. Die zweite Damenmannschaft hat den gleichen Platz in der Kreisliga inne, einzig die erste Damenmannschaft ist in diesem Jahr in der Bezirksoberliga ein wenig überfordert. Ebenfalls mit führend sind die Schüler- und Jugendmannschaften, die auch in den Trainingseinheiten eifrig bei der Sache sind. "Wir haben an unseren Haupttrainingstagen sowohl bei den Kindern und Jugendlichen als auch bei den Aktiven die Halle voll. Beim Nachwuchs ist das fast noch wichtiger. Zumal die Tendenz im Kreis Gießen im Moment nicht so gut aussieht und wir kaum noch echte Talente haben. Zwar gibt es vereinzelt gute Nachwuchstalente, aber wer kann denn noch auf längere Sicht gesehen Oberliga spielen? Es ist also alles andere als rosig. Von daher ist es für uns wichtig, dass wir von der Basis her gesund sind", setzt Jürgen Boldt vieles daran, neben dem aktuellen Erfolg der Herrenmannschaften die potentiellen Erfolgsträger von morgen nicht zu vernachlässigen.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der bei einem so rasanten Auf schwung, wie ihn der Gießener SV im Moment erlebt, nicht außer Acht gelassen werden darf, sind die finanziellen Möglichkeiten des Vereins. Und wer Boldt kennt, der weiß, dass er gerade in diesem Bereich sehr rührig ist und durch Werbung die nötigen Mittel, vor allem für die erste Mannschaft in der Hessenliga, auftreibt. "Wir haben keinen großen Geldgeber, der zigtausende Euro in den Verein pumpt. Wir haben viele, meist ältere Leute, die den Verein unterstützen. Alles andere, was benötigt wird, versuche ich durch Trikotwerbung und dergleichen zu beschaffen. Abgesehen von der Verpflichtung vom Igor (Maruk) setzen wir aber auf Spieler, die hier zu Hause sind, da wir uns auch keine großen Sprünge erlauben können. Wir haben an dem Beispiel von Größen-Linden gesehen, dass es gar nicht so gut ist, beispielsweise einen Chinesen zu holen. So wie wir das im Moment machen, können wir das auf Jahre hinaus weiterlaufen lassen", steht der GSV nach Aussage von Boldt auch finanziell gut da. Damit steht den Gießenern nichts im Wege, die anvisierten Erfolge zu realisieren und den Verein noch weiter nach oben zu bringen.

[2002]


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