Karsten ZippÖkostrom von Windrädern? Tolle Sache! Aber bitte nicht vor dem eigenen Grundstück. Müllverbrennungsanlagen? Notwendiges Übel! Nur ja nicht im eigenen Dorf! Solidarität mit Vereinen und Verbänden in Corona-Zeiten? Keine Frage für uns Sportler! Doch wenn der eigene Verein betroffen ist, rücken wir schnell wieder auseinander. Beispielsweise im Tischtennis. Aber gewiss nicht nur im Tischtennis. Zumindest dort machen die Verbände derzeit die Erfahrung, dass das generelle Verständnis für außergewöhnliche Maßnahmen ganz, ganz schnell am eigenen Kirchturm oder genauer gesagt der eigenen Platte endet. Nur so sind die größtenteils virtuellen Reaktionen auf die Beschlüsse des Hessischen Tischtennis-Verbandes (HTTV), zunächst die Saison vorzeitig zu beenden und dann die Tabellen des letzten absolvierten Spieltags einzufrieren und für Auf- und Abstieg zu werten, zu verstehen.

Dabei haben die Verbandsvertreter nach menschlichem Ermessen alles richtig gemacht. Als einer der ersten Sportverbände brach der HTTV den Spielbetrieb ab – und wurde im Internet prompt von Spielern gehörig gescholten. Wenig später zeigte sich jedoch, dass die Hessen mit dieser klugen Entscheidung den Vorreiter für fast alle anderen Sportarten gegeben hatten. Teamsport und Corona – das passt nicht zusammen, selbst wenn ein grüner oder blauer Tisch die Spieler von einander trennt. Das versteht bis heute nicht jeder. Muss auch nicht jeder verstehen, solange die Mehrheit in einem demokratischen Land beziehungsweise einer demokratischen Sportbewegung dahinter steht. Danach hat sich der HTTV dafür entschieden, die aktuellen Tabellen einzufrieren. Das ist gewiss keine gute Lösung. Aber es scheint tatsächlich die bestmögliche Lösung. Eine gute gibt es in Corona-Zeiten schlichtweg nicht. Die einzig rechtlich vertretbare Alternative wäre es gewesen, die Vorrunden-Ranglisten für alle Saison-Entscheidungen heranzuziehen. Über diese beiden Varianten haben alle deutschen Landesverbände lange diskutiert. Mit absolut nachvollziehbaren Argumenten fiel die Wahl auf das Einfrieren. Eine demokratische Wahl übrigens. Eine Wahl, die sich gewiss keiner leicht gemacht hat. Eine Wahl, die selbstverständlich jeder Tischtennisspieler kritisieren darf. Auch das gehört zur Demokratie. Unsäglich aber wird es auf Facebook-Seiten, wenn diese Kritik den in letzter Zeit eh schon weit gedehnten Rahmen des Respekts sprengt. Wenn den Verbandsvertretern angedichtet wird, dass sie nur an den Vorteil ihres eigenen Vereins denken, wenn diesen ehrenamtlich Tätigen gar unterstellt wird, dass sie sich von der Basis völlig abgehoben haben, erinnert das nur an eines: an die ewig gleiche Leier aller politischen Populisten, die einfach mal auf alles treten, was nicht zu ihrem eigenen Vorteil ist. Und nicht zuletzt: In Corona-Zeiten gibt es tatsächlich Wichtigeres als den Abstieg vom TTC Vorderspessart von der Bezirksklasse in die Kreisliga. Viel, viel Wichtigeres. Solidarität ist tatsächlich das Gebot der Stunde. Ein Gebot und keine leere Floskel. Zum Glück versteht das der Großteil der Tischtennis-Spieler. Wenn auch nicht alle. Leider.


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