tsv_allendorf-lda.pngEs mutet schon etwas merkwürdig an: Weder auf der Homepage des NSC Watzenborn-Steinberg noch auf der des TSV Allendorf/Lumda ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass hier der Meister der Tischtennis-Hessenliga 2022/23 herkommt bzw. dass es zu einem zukunftsweisenden Deal zwischen den beiden Vereinen gekommen ist. Dabei hatten es die Spatzen schon einige Zeit von den Dächern gepfiffen, dass die NSC-Erste für sich eine Veränderung anstrebt: Weg aus Watzenborn, hin zum TSV Allendorf/Lumda. - Meisterschaft als Nebensache - Die Meistergeschichte der ersten Mannschaft des NSC Watzenborn-Steinberg ist angesichts der aktuellen Entwicklungen etwas in den Hintergrund geraten. Zur Erinnerung: Vor der TT-Runde 22/23 gab es in der Hessenliga nur zwei Favoriten: den TSV Besse und den NSC. Letzterer war bereits einige Male zwischen Ober- und Hessenliga hin und hergependelt, was ihm das Image einer klassischen Fahrstuhlmannschaft eingebracht hatte.

Auch dieser Umstand sollte letztlich für die neueste Entwicklung ein Faktor gewesen sein. Spätestens mit dem überraschenden Vorrundensieg beim TSV Besse war der Glaube an die eigene Stärke da, und im Verlauf der erfolgreichen Runde haben sich die Watzenborner Akteure immer wieder die Frage gestellt: Was machen wir, wenn wir doch wieder Meister werden? »Krankheiten und Verletzungen wurden weggesteckt, zudem haben die extrem vielen Spiele in der 12er-Klasse die Mannschaft zusammengeschweißt«, beschreibt MF Stefan Harnisch die Stimmung in seinem Team.

In der Rückrunde gab man nur gegen Hofgeismar einen Zähler ab, ansonsten feierte man nur Siege. Meisterschaft und Aufstieg wurden beim »Heimspiel« in Allendorf/Lumda gegen den TSV Marbach perfekt gemacht, vor zirka 80 Zuschauern (40 aus Allendorf, 40 aus dem TT-Kreis Gießen). Man hatte auch vorher schon einmal kurzfristig auf einen anderen Austragungsort (Langgöns) ausweichen müssen, da in Watzenborn keine Halle zur Verfügung stand und in Garbenteich eine andere Veranstaltung gebucht war.

Die Unzufriedenheit bezüglich der ungenügenden Hallensituation für Training und Punktspiele bestand bereits seit einiger Zeit und hat zur Verstärkung der sich andeutenden Tendenz erheblich beigetragen, wie Harnisch erläutert. »Aufgrund der Hallenproblematik hätten wir wahrscheinlich auf den Aufstieg verzichtet, wenn alles beim Alten geblieben wäre.«

Da den Beteiligten immer mehr klar wurde, dass es für die Oberliga erneut nicht reichen würde, beschäftigte man sich zunächst mit anderen Szenarien als dem, welches heute Fakt ist. »Ein Hin- und Hertauschen von Spielern, wie wir es bereits einige Zeit mit dem TSV Allendorf/Lumda praktiziert haben, war lange das Hauptthema und schwebte in unseren Köpfen herum«, sagt Harnisch.

Der Wunsch der Mitspieler war unisono, höherklassig, aber mit personeller Substanz im Hintergrund Tischtennis spielen zu wollen. Immer mehr gewann auch die Hallenproblematik - gemeinsames Training war nach Harnisch so gut wie nicht möglich - Gewicht, angesichts der Unterstützung beim Meisterschaftsfinale aber auch die schleppende Resonanz in Watzenborn.

Ein weiterer Grund, in die angestrebte Richtung zu gehen, war, dass beim TSV aufgrund einer aktiven Jugendarbeit aktuell mehr als 70 Kinder und Jugendliche Tischtennis spielen. »Viele Leute zu haben, hilft ungemein«, lobt Harnisch vor allem dabei Lea Grohmann, die als Jugendleiterin fungiert.

Die Wechsel bahnen sich an

Und so kam es dann bereits im Dezember 2022 zu einem ersten Gespräch im kleineren Kreis zwischen NSClern und TSV-Vertretern. Harnisch hat Verständnis dafür, dass man beim NSC »nicht happy« mit den Entwicklungen war, »aber die Kommunikation ist fair und offen gelaufen«.

Für die 1. Mannschaft des NSC stand bereits vorher fest, dass ein Wechsel auch unabhängig davon, ob man tatsächlich Meister werden würde, stattfinden soll. Diesen Umstand betont auch Robin Schwarz, der Abteilungsleiter Tischtennis beim TSV: »Das Gespräch mit dem Gesamtvorstand des NSC ist einvernehmlich erfolgt.« Und: »Bei uns waren alle einhellig dafür.« Auch Martin Keizl, Sportvorstand beim NSC, lässt keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung mit Richtung auf die sportliche Entwicklung richtig war und ist: »Wir bedauern natürlich, dass es so gekommen ist, haben aber vor allem angesichts der fehlenden Planungssicherheit bezüglich der Hallennutzung dem Wunsch unserer Ersten Rechnung getragen und zugestimmt.«

Im Januar und Februar 2023 wurden dann die formalen Kriterien abgearbeitet, die nun dazu geführt haben, dass die alte NSC-Erste - bis auf Jan Hartmann, der einen neuen Lebensmittelpunkt in Stuttgart hat - komplett zum TSV Allendorf/Lumda gewechselt ist. Der NSC-Vorstand gab die Zustimmung zum Übergang der Spiellizenz, und auch beim TSV Allendorf/Lumda musste dem Aufnahme-Vorgang zugestimmt werden.

Soweit die formale Seite. Mit der emotionalen tut sich Harnisch erkennbar schwer - das gilt auch für den Großteil seiner Mannschaftskameraden, die zum Teil mehr als zehn Jahre Tischtennis beim NSC Watzenborn-Steinberg gespielt haben. Zudem ist Harnisch noch immer Jugendwart beim NSC - und will es wohl auch bleiben. Harnisch gab auch zu, sich ein bisschen davor gedrückt zu haben, den Paradigmenwechsel zu kommunizieren. Letztlich haben die sportlichen Aspekte den Ausschlag dafür gegeben, dass man ein neues Kapitel im Tischtennis-Leben aufschlagen wird. »Man muss dann irgendwann für sich eine Entscheidung treffen«, hakt Harnisch das alte TT-Kapitel ab.

Perspektiven für die Zukunft

Nach den aktuellen Darstellungen der maßgeblichen Protagonisten soll das neue Schwergewicht im heimischen TT-Sport so aussehen: Die Geschicke der TT-Abteilung des TSV werden von einer Steuerungsgruppe, bestehend aus Robin Schwarz, Nico Grohmann, Stefan Harnisch und Fabian Moritz, geführt.

Das Ziel für die kommende Runde ist, dass sich die erste (Oberliga) und zweite Mannschaft (Hessenliga) in ihren Klassen halten. Ansonsten ist schon bei allen der Wunsch da, so hoch spielen zu können wie es geht - mittel- oder langfristig könnte also auch die Teilnahme an der Regionalliga ein Ziel sein.

Der Unterbau beim TSV Allendorf/Lda. hat sich kürzlich dadurch verbessert, dass die dritte Mannschaft nachträglich noch die Bezirksoberliga-Zugehörigkeit erhalten hat. Da auch wegen der Einführung der Viererteams genügend höherklassige Akteure vorhanden sind, bietet sich die Gelegenheit, je nach Umständen zu rotieren.

»Lokale und regionale Spieler gewinnen und ohne großen finanziellen Background zurechtkommen, um vor allem aus den eigenen Reihen heraus stark zu werden«, formuliert Robin Schwarz abschließend den Ansatz für die langfristige Entwicklung des Vereins.


  Copyright © Gießener SV Tischtennis 2000-2024

             

 
 
Wir verwenden Cookies, um auf unserer Internetpräsenz den Komfort zu erhöhen!          
Durch die weitere Nutzung dieser Internetseite stimmen Sie dem Einsatz
von Cookies gemäß unserer Datenschutzbestimmungen zu!