Kürzere Sätze, größere Bälle, Bälle aus einem anderen Material, Belagverbote, Punktesystem zur besseren Vergleichbarkeit der Spielstärke - im Bemühen, den Tischtennissport zu modernisieren und telegen zu machen, hat der Verband viel versucht. Wirklich geholfen hat alles jedoch nicht. Der Mitgliederschwund in Deutschland hält an. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sind sie hausgemacht. Denn einige der Dinge, die die Funktionäre verordneten, stießen an der Basis auf wenig Zustimmung. Die Folge war eine Art »quiet quittung« vieler Mitglieder, die keine Lust auf große Diskussionen hatten, sondern einfach den Tischtennisschläger an den Nagel hängten. Doch den Verband als Alleinschuldigen für den Abwärtstrend des Tischtennis verantwortlich zu machen, wäre falsch. Schließlich versuchten die Funktionäre richtigerweise, auf gesellschaftliche Entwicklungen zu reagieren.

Früher nahmen sich die Spieler selbst in die Pflicht, wenn sie sich in einer Mannschaft aufstellen ließen. Den Urlaub planten sie beispielsweise so, dass sie bei möglichst wenigen Partien fehlten. Zum runden Geburtstag eines engen Verwandten kam man später oder verließ die Feier vorzeitig. Heute spielt der Sport nicht mehr die erste Geige, sondern ist eine Freizeitbeschäftigung unter vielen. Man richtet sich nicht mehr nach den anderen, sondern alle anderen sollen sich nach dem Individuum richten. Eine Mannschaft, die eine Saison lang in einer weitgehend unveränderten Besetzung aufläuft, ist eine Rarität. Die Mannschaftsführer können ein Lied davon singen. In den unteren Klassen sagen Teams, die mit über 20 Spielern aufgestellt waren, Verbandsspiele aus Personalmangel ab.

Manche Vereine haben über die Jahre Tausende Euro fürs Jugendtraining ausgegeben. Das Ergebnis tendiert oft gegen Null. Neben Talent sind Ausdauer, Beharrlichkeit und Fokussiertheit die Grundlagen für Erfolg im Sport. Daran haperte es den meisten Kindern und Jugendlichen. Wenn etwas nicht auf Anhieb klappt, fängt man etwas anderes an. Angebote gibt es im Überfluss. Sich anzustrengen ist in Zeiten grenzenloser Bespaßung rund um die Uhr out. Das Internet macht es möglich.

Diese Entwicklung ist nicht auf den Tischtennissport beschränkt. Selbst der Fußball, nach wie vor mit Abstand die Sportart Nummer eins in Deutschland, leidet darunter. Trotz einer zunehmenden Zahl an Spielgemeinschaften haben immer mehr Vereine überhaupt keine Jugendmannschaften mehr. Oder sie verschwinden in der Versenkung. In einem Nachbarkreis wurde eine Mannschaft nach dem Abstieg aus der A-Liga gleich weiter durchgereicht und nun vor Saisonende in der C-Liga abgemeldet. Einige der Spieler spielen jetzt Darts im Vereinsheim.

Doch zurück zum Tischtennis. Ist die Sportart ein Auslaufmodell? Die Reduzierung der Mannschaftsstärken von sechs auf vier Spieler wird die Zahl der Mannschaften in die Höhe treiben. Doch das ist nur ein optischer Effekt. Augenwischerei. Das Grundproblem, der Mitgliedermangel, bleibt. Der weitere Weg ist vorgezeichnet. Als Nächstes wird die Mannschaftsstärke in allen Klassen auf drei Spieler reduziert, wie es in der 1. Bundesliga bereits praktiziert wird, oder gleich auf zwei. Dann wird es eng!


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