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Wenn die Tischtennismannschaften aus dem Gießener Stadtgebiet zu Punktspielen in die entlegensten Orte reisen müssen, kommt selten Begeisterung auf. Die Fahrt nach Ruppertsburg bildet da die große Ausnahme. Wer einmal ein Auswärtsspiel im ortsansässigen Dorfgemeinschaftshaus erlebt hat, kommt - sofern er gut verlieren kann - immer wieder gern in die 900-Einwohner-Gemeinde am Rande des Vogelsbergs zurück. Neben netten Konversationen und gut gekühltem Bier ist die Ruppertsburger Rindswurst legendär. "Uns ist einfach sehr wichtig, dass sich die Gäste wohlfühlen", sagt Michael Hahn, einer der Spitzenspieler der ersten Mannschaft. Aber: Vorsicht Falle! So lecker die Würste auch aussehen, zukünftige Gäste des VfB sollten sich erst nach dem Spiel bedienen. Nur die wenigsten Spieler können nach dem Verzerr einer so deftigen Wurst noch gute Leistungen abliefern.

Die Ruppertsburger lieben das Tischtennis. Ob in der 2. Kreisklasse oder in der Bezirksklasse. Der treuen Anhängerschaft ist es egal. Gut gelaunte, faire Zuschauer findet man immer. "Fast alle unsere Spieler sind heimisch verwurzelt", betont Hahn voller Stolz.

Seit dem direkten Wiederaufstieg in die Bezirksklasse im Jahr 2013 mischt die erste Mannschaft des VfB in der Bezirksklasse 2 kräftig mit. Nachdem die VfBler in der vergangenen Saison mit 2:10 in die Saison gestartet waren, surfte der Aufsteiger bis zum vorletzten Spieltag auf einer Welle des Erfolgs. Dass es am Ende nicht zum Aufstieg reichte, nahmen die Ruppertsburger sportlich. Motiviert ging das Team um Daniel Kozy, Michael Hahn, Patrick Strack, Alexander Kozy, Daniel Balser und Julian Vogeltanz in die Saisonvorbereitung, damit man in diesem Jahr besser aus den Startlöchern kommt. Nach fünf Spieltagen kann bilanziert werden, dass die Ruppertsburger nahtlos da weitergemacht haben, wo sie in der vergangenen Saison aufgehört haben. Mit einer 9:1-Bilanz thront das Team der Kozy-Brüder an der Tabellenspitze. Insbesondere das 8:8-Unentschieden gegen den TV Grebenau war eine Art "Reifeprüfung", die die VfBler mit Bravour meisterten.

In diesem Jahr hat sich ein Ruppertsburger in den Vordergrund gespielt, mit dem noch vor einem Jahr die wenigsten Kenner des lokalen Tischtennis gerechnet hätten: Alexander Kozy, der jüngere Kozy-Bruder, hat sich mit einer 10:0-Bilanz an die Spitze des mittleren Paarkreuz gesetzt. Am 10. Oktober sprengte das Eigengewächs erstmals die magische 1600er-TTR-Grenze, und am vergangenen Wochenende triumphierte er bei der Ruppertsburger Vereinsmeisterschaft. Damit hat sich der in diesen Tagen den 25. Geburtstag feiernde Kozy selbst ein frühzeitiges Geschenk gemacht.

Kozy galt schon früh als talentierter Fußballer und Tischtennisspieler. Probleme im Knie sorgten jedoch für ein schnelles Fußball-Karriereende. Dafür konnte er sich voll auf den Tischtennissport konzentrieren. Er schaffte nach der Zeit als Jugendspieler den direkten Sprung ins erste VfB-Team. Dort etablierte er sich von Beginn an als Stammspieler. Jedoch gab sein Körper keine Ruhe. Was mit Schmerzen im Rücken begann, entwickelte sich zu einem Bandscheibenvorfall. Die daraus resultierenden körperlichen Folgen zwangen Kozy stets zum vorsichtigen Agieren. Nicht mehr der Sieg stand im Vordergrund, vielmehr wünschte er sich, schmerzfrei die Spiele zu überstehen. Gerüchteweise hörte man schon in der Gießener Tischtennisszene, dass der jüngere Kozy-Bruder den Spaß am 40mm-Ball verloren hätte.

Im vergangenen Jahr kam dann die Wende in Kozys Tischtennis-Laufbahn. Diese Formulierung trifft es jedoch nicht wirklich. Die Wende kam nicht. Kozy erzwang die Wende. Er profitierte dabei von einem Wesenszug, der ihn von vielen anderen unterscheidet. Er wartete nicht darauf, dass sich die körperlichen Beschwerden von allein verabschieden. Er nahm sein Schicksal aktiv in die Hand.

Sein Glück fand er bei den Calisthenics Wetzlar. Auch, wenn der Name dies vermuten lässt - es handelt sich hierbei nicht um eine Sekte oder Ähnliches. Calisthenics sind ohne Gewichte arbeitende Kraftsportler. Die rund 70 Teilnehmer treffen sich jede Woche auf Schulhöfen und Spielplätzen und trainieren ihre Muskeln auf extrem schonende Art und Weise. Kozy gelang es dadurch, seine Rückenmuskulatur zu stabilisieren. "Ich bin seit diesem März jeden Sonntag dabei. Wir trainieren dann mit dem eigenen Körpergewicht. Klimmzüge und Liegestütze gehören auch zum Standardrepertoire. Wir trainieren dort sehr systematisch. Es gibt drei bis vier Trainer, die extra dafür geschult worden sind.", erklärt Kozy. Allgemein kann man sagen, dass der junge Ruppertsburger seinen Körper vor den tief herunterziehenden Schmerzen befreit hat und wieder Herr über seinen eigenen Körper wurde.

Seit diesem Sommer hat Alexander Kozys ein Fitnessniveau erreicht, das sich zwangsläufig auf sein Tischtennisspiel auswirken musste. Völlig befreit trainierte Kozy wieder längst vergessene Bälle. Des Weiteren entwickelte er einen Trainingsfleiß, der seines Gleichen sucht. Was dann folgte, war eine Eigendynamik, die Kozy zu nutzen wusste. Der Trainingsfleiß bescherte ihm eine nie dagewesene Sicherheit, die ein noch selbstbewussteres Auftreten an der Platte zur Folge hatte.

Natürlich wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Aber Einschätzungen bezüglich Kozys Leistungszenits liegen vorerst im rein spekulativen Bereich. "Früher oder später wird er ins vordere Paarkreuz aufrücken", ist sich Hahn sicher. Wenn man Alexander Kozy fragt, welches Ziel er als nächstes verfolgt, dann wird aus dem Shootingstar der diesjährigen Bezirksklasse 2 ein Spieler, dem die Mannschaft sehr wichtig ist. "Wir wollen in die Bezirksliga aufsteigen! Außerdem möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei meinem Bruder und Daniel und der ganzen Mannschaft für die tolle Unterstützung bedanken.", so Kozy. Wenn er weiter so spielt, wird es für die anderen Mannschaften sehr schwierig, die Ruppertsburger aufzuhalten.

...Es war gewiss der Transfercoup dieser Tischtennis-Saison. Im Sommer gab Hessenligist Gießener SV die Verpflichtung des ehemaligen chinesischen Nationalspielers und aktuellen Assistenz-Bundestrainers Zhu Xiaoyong bekannt.

Der 47-jährige Penholder-Spieler, der in Düsseldorf lebt, soll mithelfen, den GSV in die Oberliga zu hieven. Heute trägt Xiaoyong erstmals das Trikot der Weststädter bei der Auswärtspartie in Richtsberg. Seine Heimpremiere gibt Xiaoyong dann vermutlich im Derby gegen den NSC W.-Steinberg am 6. Dezember.

Samira Safabahkhs Gießener SVDie GSVler Samira Safabakhsh, Merhawie Kiros und Alexander Krastev schlugen sich bei den diesjährigen Bezirkseinzelmeisterschaften des Nachwuches wacker und überstanden alle drei die Vorrunde. Im Achtelfinale kam dann aber das Aus gegen hochkarätige Gegner. Gerade Samira hätte durchaus nioch eine bessere Platzierung geschafft, wäre sie nicht gegen die spätere Siegerin Dietz ausgeschieden.

 

 

 

 

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Einmal mehr auf Bundesebene unterwegs waren zwei heimische Tischtennis-Talente. Lea Grohmann aus Nordeck und der Heuchelheimer Adam Janicki nahmen an der Rangliste „Top 48“ für Schülerinnen und Schüler (U15) teil. Bei dem in Osterburg (Sachsen-Anhalt) ausgetragenen Turnier wurde Grohmann Elfte. Der für die Oberliga-Damen des TTV Richtsberg spielenden 14-Jährigen gelang damit die Qualifikation zu den „Top 24“ im November. Die direkte Qualifikation dafür verpasste Adam Janicki nur um einen Platz. Der für die Richtsberger Hessenliga-Herren aktive Janicki belegte Rang 21. Der 13-Jährige hat aber dennoch beste Chancen, bei den „Top 24“ dabei zu sein.

Lea Grohmann meisterte die Gruppenphase der „Top 48“ ungeschlagen mit 5:0 Spielen und 15:4 Sätzen. Für die beiden Bestplatzierten aller acht Gruppen ging es in der Folge um die Plätze eins bis 16. Grohmann erwartete dabei eine schwere Zwischenrunden-Gruppe. In dieser unterlag sie der späteren Fünften Franziska Schreiner (TV Hofstetten) mit 10:12 im Entscheidungssatz. Am folgenden Turniertag musste sie sich auch der Bronzemedaillengewinnerin Wenna Tu (TSG Steinheim) knapp geschlagen geben. So wurde sie mit 1:2 Spielen und 6:7 Sätzen Gruppendritte hinter Schreiner (1:2/7:8). In den anschließenden Platzierungsspielen ging es für Grohmann um die Ränge neun bis zwölf. Nach einer Niederlage und einem Sieg rangierte sie schließlich auf Position elf im Endklassement.

Adam Janicki kam in der Gruppenphase zu zwei Siegen. Diesen standen allerdings drei Niederlagen gegenüber. Eine davon musste er gegen den späteren Gesamtvierten David Walter (VfL Westercelle) erst im fünften Durchgang hinnehmen. Als Gruppenvierter spielte Janicki danach um die Plätze 17 bis 32. Dabei wurde seine Niederlage gegen Nikola Grujic (ATSV Saarbrücken) in die Zwischenrunde mitgenommen. Die beiden übrigen Partien dieser Runde gewann Janicki und hatte damit in der Vierergruppe nur Grujic vor sich. Auch die Platzierungsspiele gestaltete der Heuchelheimer durchweg erfolgreich, wobei er einmal mit 12:10 im Entscheidungssatz die Oberhand behielt. So erreichte Adam Janicki den 21. Rang. Den Gesamtsieg der Jungen-Konkurrenz sicherte sich Kay Stumper (TTC Singen), während Gaia Monfardini (SV Kolbermoor) im Wettbewerb der Mädchen Gold holte.

Fast hätte die Dritte des GSV gegen das Schlußlicht NSC Watzenborn/Stbg. III verloren. Ersatzmann Herbert Seiderer rettet überraschend zumindest ein Remis.

 

Beim Bundesranglistenfinale "Top48" der Damen und Herren in Bayreuth war der Hessische Tischtennis-Verband (HTTV) mit drei Damen und zwei Herren vertreten. Aus dem heimischen Raum hatte sich Sonja Bott (NSC Watzenborn-Steinberg) qualifiziert. Der Beuerner Dominik Scheja war für seinen verletzten Vereinskollegen Jens Schabacker (TTC Ober-Erlenbach) nachgerückt und schied bereits in der Zwischenrunde aus. Als gutes Pflaster erwies sich Bayreuth aber nur für Dennis Dickhardt (Lehnheim/startet für TV Hilpoltstein). Dickhardt erreichte das Viertelfinale und qualifizierte sich direkt für die Deutschen Meisterschaften.

Bott scheitert in Vorrunde

Für Sonja Bott (NSC) kam bereits nach der Vorrunde das Aus - vier Niederlagen stand ein Sieg gegenüber. Schließlich wurde Bott Gruppenfünfte. Einen besseren Start hatte Dominik Scheja (Beuern/TTC Ober-Erlenbach), der in seinen fünf Begegnungen nur gegen den Gruppenersten Duda (WTTV) verlor. In der Zwischenrunde setzte es eine 3:4-Niederlage gegen Hölter (Berlin) - damit war das Turnier auch für Scheja beendet. Der Lehnheimer Dennis Dickhardt tat sich indessen in der Vorrunde gegen Klein (Bayern) und Hohmeier (Niedersachsen) bei seinen 3:2-Siegen etwas schwer, blieb jedoch ungeschlagen. Im Achtelfinale bezwang Dickhardt dann Cords (Schleswig-Holstein) mit 4:1, ehe er im Viertelfinale dem Bayern Schreiner zu dessen 4:1-Sieg gratulieren musste. Die Bundesrangliste wurde bei den Herren von Ricardo Walther (TTC Hagen/WTTV), bei den Damen von Nadine Bollmeier (TUSEM Essen/WTTV) gewonnen.

Mittel-Gründau, Eichenzell, und dazwischen Peking. Der frühherbstliche Spielplan der Tischtennis-Verbandsligaspielerin Juliane Wolf ist nicht ganz alltäglich gewesen. Als der Airbus A 380 kürzlich von Frankfurt in Richtung China abhob, befanden sich aber auch keine Heuchelheimer Mitspielerinnen, sondern die Teamkollegen von der Behindertennationalmannschaft mit an Bord.

Bei ihrer Geburt in Eisenhüttenstadt im Februar 1988 bekam Wolf zu wenig Sauerstoff. Deshalb lebt sie seitdem mit der Behinderung spastische Tetraparese. "Es ist weniger schlimm, als es klingt", erklärt Wolf, "ich kann alles bewegen, laufen, Treppen steigen und Sport betreiben". Klar humple sie etwas und habe motorische Defizite, aber: "Alles, was mit dem Ball zu tun hat, klappt ganz gut."

Eine Untertreibung. Wolf hat regelmäßig Volleyball gespielt und kam über einen Klassenkameraden zum Tischtennis. Doch an Welt- oder Europameisterschaften war noch lange nicht zu denken. "Ich habe ausschließlich am regulären Spielbetrieb teilgenommen und erst 2009 mal grob nach Behindertensport gegoogelt", so die 26-jährige Wahlfrankfurterin, "richtig Schwung in die Sache kam erst durch mein Auslandsjahr in Schweden".

Dort kam sie zufällig mit dem Coach der schwedischen Behindertennationalmannschaft in Kontakt, der sie davon überzeugte, im entsprechenden Sportbereich mitzumischen. "Zurück in Deutschland habe ich dann nach passenden Vereinen gesucht, aber in Brandenburg keine gefunden", berichtet Wolf, die schließlich in der Nähe von Karlsruhe fündig wurde, wo sie auch ihr Bachelor-Studium der Sprachförderung und Bewegungserziehung absolvierte. Im nahen Offenburg begann sie schließlich ihre Karriere im Behindertensport - und erwies sich als Senkrechtstarter.

Aufgrund der Vielfalt an Beeinträchtigungen gibt es unterschiedliche Klassifizierungen, die über den Grad der Behinderung des jeweiligen Sportlers Aufschluss geben. Juliane Wolfs Leistungsklasse ist innerhalb des Bereiches für stehende Behinderte (6-11) Nummer acht. Die Liste der Erfolge ist bereits nach wenigen Jahren lang und wahrlich beeindruckend. Unter anderem ist sie fünf Mal in Folge Deutsche Meisterin geworden und erhielt 2012 den Titel "Badische Behindertensportlerin des Jahres". International stürmte sie in der Weltrangliste ihrer Klasse bis auf Rang vier vor. Und ging parallel im Ligabetrieb auf Oberliganiveau für den TV Busenbach auf Punktejagd.

Das Masterstudium führte sie schließlich nach Gießen. Nun spielt sie in Heuchelheim, obwohl sie in Frankfurt lebt und bis zu fünf Mal die Woche an der Platte und im Fitnessstudio trainiert. "Klar könnte ich mir einen näheren Verein suchen, aber wieso sollte ich wieder wechseln, wenn ich mich so wohl fühle?", ist Wolf schwer angetan von ihren Vereinskollegen, die ihre Erfolge aufmerksam verfolgen und wertschätzen.

Bei der Europameisterschaft 2011 in Kroatien hat Wolf als damaliger Neuling mit der Silbermedaille schon einen großen Wurf gelandet. In Peking erlebte sie nun ihre erste Weltmeisterschaft - und räumte weiteres Edelmetall ab. Nach Bronze im Einzel lief es im Teamwettbewerb noch besser: Mit Partnerin Stephanie Grebe ergatterte sie nach Niederlage gegen das Gastgeberteam Silber.

Dabei trotzten beide zahlreichen ungünstigen Gegebenheiten: "Wir dachten, im Tischtennis-Land schlechthin wird alles top vorbereitet sein, aber dem war nicht so", bedauert Wolf, "auch waren die einheimischen Spieler und Fans leider nur wenig emotional." Essen, Luftqualität, Hotelzimmer und Lage der Unterbringung blieben ebenfalls deutlich unter den Erwartungen zurück. Im Anschluss an das Turnier erkundete Wolf mit ihrem Freund aber noch für vier Tage die "wahnsinnig vielfältige" Stadt und reiste versöhnt zurück nach Deutschland zurück, wo mit Salmünster oder Großkrotzenburg wieder ländlichere Spielorte warten.

Das nächste große Ziel hat Wolf jedoch bereits klar vor Augen. "Ich will 2016 unbedingt nach Rio zu den Paralympics!" Mit einem Europameisterschaftssieg 2015 in Dänemark wäre die Quali sicher eingetütet. Geht Juliane Wolf weiter so konsequent ihren Weg, kann sie ihre Liege an der Copacabana schon bald reservieren lassen...

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 Schon mal von den "Blue Badges" gehört? Nein? Vielleicht die nächste Comichelden-Allianz, die es auf die große Leinwand schafft? Nicht ganz. Bei den Blue Badges handelt es sich um die europäische Elite der Tischtennis-Schiedsrichter. Keine Sorge, diese Bezeichnung dürfte der Mehrzahl der rund 600 000 aktiven Tischtennisspieler in Deutschland genauso fremd erscheinen. Und das, obwohl der Großteil dieser Sportler wöchentlich selbst am Zähltisch sitzt, um die Partien der Teamkollegen unparteiisch zu betreuen. Und womöglich nicht einmal richtig über die eigenen Kompetenzen und Spielregeln Bescheid weiß - aber dazu später mehr.

Große Bedeutung und gleichzeitig viel Halbwissen also, was das Schiedsrichterwesen im Tischtennissport angeht. Grund genug, etwas Licht ins Funktionärs-Dunkel zu bringen. Hervorragend dafür geeignet ist Jörn Lenz. Im schwarzen Verbandshemd steht der 24-jährige als jüngstes Mitglied des fünfköpfigen Schiedsrichterteams in der Sporthalle Garbenteich und erwartet den Beginn der Partie zwischen dem NSC Watzenborn-Steinberg und LTTV Leipzig. Es ist die Saisoneröffnung der Frauen-Tischtennis-Bundesliga. Und Lenz, der 2009 noch überhaupt keinen Bezug zur Schiri-Arbeit hatte, mittendrin.

Beim TSV Klein-Linden, wo er aktuell um den Aufstieg in die Kreisliga spielt, war Lenz schon lange als zugänglich, zuverlässig und engagiert bekannt. Abteilungsleiter Ewald Küper nahm ihn irgendwann im Training beiseite. "Er hat mich darauf angesprochen, ob ich Lust hätte, einen Kreisschiedsrichterlehrgang zu absolvieren", erzählt Lenz. Nachdem schnell klar war, dass die Ausbildung zeitlich nicht großartig mit seinem Lehramtsstudium für Mathe und Erdkunde kollidieren würde, fand er sich schnell beim Ausbildungswochenende wieder.

Bevor dieses richtig beginnt, müssen die Teilnehmer einen Einstiegstest bewältigen, bei dem das ehrliche Interesse für die Tätigkeit untersucht wird. Hintergrund ist, dass Vereine, die Kreisliga oder höher spielen, aufgrund drohender Geldstrafe bei fehlendem Schiedsrichter auf der Meldeliste unmotivierte Leute vorbeischicken. Ist diese erste Hürde überwunden, beginnt das eigentliche Seminar. "Es ist ein guter Mix aus Praxis und Theorie", erinnert sich Lenz. Zentrale theoretische Fragen des Schiedsrichteralltags werden abgeklopft; praktische Übungen mit kleinen Fallen sind ebenfalls Teil des Programms.

Es folgt eine theoretische Prüfung mit über 30 Fragen. Hat man die anschließende mündliche Prüfung ebenfalls hinter sich, ist das Wesentliche geschafft. Denn die praktische Prüfung findet zwar bei HTTV-Topevents statt, jedoch sind Problemspiele bei solchen durchorganisierten Veranstaltungen äußerst selten. Die zum Bestehen erforderliche Punktzahl ist also meist schnell erreicht. "Im Gegensatz zum kniffligen theoretischen Teil ist bei der praktischen Prüfung meines Wissens bisher kaum jemand gescheitert", bestätigt Lenz.Er selbst durfte sich bald Kreisschiedsrichter nennen. Es ist die unterste Stufe auf der Schiedsrichter-Karriereleiter, die in Hessen folgende weitere Sprossen bereithält: Verbandsschiedsrichter, Bundesschiedsrichter, und schließlich Internationaler Schiedsrichter. Diese erhalten ein blaues Abzeichen und werden daher Blue Badges genannt.

Eigentlich müssen Schiedsrichterneulinge drei Jahre warten, bis sie die nächste Entwicklungshürde nehmen dürfen. Im Fall von Jörn Lenz sorgte jedoch ein Empfehlungsschreiben dafür, dass er schon 2011 zum Verbandsschiedsrichter wurde. Damit darf er innerhalb Hessens alles pfeifen - zuletzt sogar die Deutschen Meisterschaften in Wetzlar. Nur die Herren-Bundesliga besteht auf ein reines Bundesschiedsrichtergespann.

Aber kein Problem, da doch die Bundesliga-Frauen so nah spielen, wo Lenz wie an diesem Tag zum Einsatz kommt. Eine Stunde vor Spielbeginn musste er da sein, dann teilten sich die Schiedsrichter in Zweier-Teams auf und betreuen nun je eine Box. Einer zählt als Hauptschiedsrichter, der andere als Assistent. Lenz fungiert als letzterer und überwacht damit die Einspielzeit, die Satzpausenlänge und die Aufschläge, die seiner Seite zugewandt sind.

Außerdem kümmert er sich um Bälle und kann den Hauptschiedsrichter auf mögliche Regelwidrigkeiten hinweisen. Denn ähnlich wie beim Fußball kann ein Sportler auch beim Tischtennis des Schauplatzes verwiesen werden. Einziger Unterschied: Vor der roten Karte sind neben einer gelben Karte zwei gelb-rote Karten möglich, die im Übrigen bereits geringfügige Punktabzüge mit sich bringen. Der Hauptschiedsrichter regelt die Auszeiten, füllt den offiziellen Spielberichtsbogen aus, sanktioniert und zählt. Anstrengender als solche Profi-Spiele können für Lenz und seine Kollegen Turniere im Amateurbereich sein. Und das liegt nicht etwa an der umfassenden Material- und Spielumstandsprüfung, die ein Schiedsrichter vor Turnierstart durchführen muss. Gerade bei niederklassigen Turnieren kann die Stimmung aufgrund von einzelnen Problemspielern schnell kippen. "Bei den Amateuren verhalten sich die Spieler insgesamt wesentlich unsportlicher als im Profibereich", bedauert Lenz, "Regelunkenntnis oder ungünstige Spielverläufe führen dann leider oft zu unsportlichem Verhalten".

Man denke an den Aufschlag. Mindestens 16 Zentimeter Ballwurfhöhe und permanent freie Sicht auf das Spielgerät - diese Grundvoraussetzungen für einen regelkonformen Aufschlag erfüllen nur die wenigsten Spieler. Darauf ansprechen lässt sich niemand gerne. Einige Spieler reagieren durchaus schnell aggressiv. Diese Erfahrung hat Lenz nicht nur als Schiedsrichter, sondern mindestens genauso oft auch als Spieler gemacht. "Wenn mir beim Gegner etwas wiederholt negativ auffällt, spreche ich das unabhängig von dessen Auftreten offen und sachlich an", gibt der Referendar über sein Eingreifen als Aktiver Auskunft und lacht, "eigentlich müsste man das ehrlicherweise sehr viel häufiger tun". Immerhin: Körperlich attackiert wurde Lenz bisher weder als Spieler noch als Unparteiischer, auch wenn er sich schon so einiges anhören musste.

Der teils raue Umgangston ist wohl einer der Gründe, warum Nachwuchskräfte rar und Frauen als Schiedsrichter in Hessen stark unterrepräsentiert sind. Im Kreis Gießen gibt es mit Roswita Hartmann nur eine einzige ausgebildete Unparteiische. "Ich hoffe sehr, dass bei der nächsten Kreisschiedsrichter-Ausbildung einige interessierte Mädchen und Frauen dabei sind, damit dieses Ungleichgewicht langfristig ausgeglichen werden kann", sagt Lenz, "das wäre klasse!" Sein nächstes Ziel ist die Prüfung zum Bundesschiedsrichter. Da ist jedoch Geduld gefragt. Denn pro Jahr wird nur eine Position frei. "Bei über 200 potenziellen Mitbewerbern in Hessen muss ich unter Umständen also noch etwas warten", scherzt Lenz und grinst zufrieden, denn mit seiner klaren Körpersprache und der fehlerfreien Leistung beim NSC-Saisoneröffnungsspiel hat er sicherlich keine Negativ-Werbung betrieben.

Bleibt die Frage, warum er eigentlich so ein überdurchschnittliches Engagement an den Tag legt. Geld kann kein Grund dafür sein; die Unparteiischen erhalten nur eine geringe Aufwandsentschädigung für ihre teils ganztägige Arbeit am Wochenende. Zudem müssen sie sich mehrmals pro Jahr zu Weiterbildungen und Terminabsprachen treffen. Schon eher reizvoll sind Aufeinandertreffen mit Top-Stars auf großen Turnieren innerhalb Hessens. Welcher Regionalschiedsrichter anderer Sportarten kommt bei seinen Einsätzen schon mit Stars wie Timo Boll, Sabine Winter oder Dimitrij Ovtcharov ins Gespräch?

Als schönste Erfahrung bezeichnet Lenz jedoch seinen Einsatz bei den Deutschen Meisterschaften im Behindertensport. "Die unterschiedlichen Einteilungsklassen haben große Aufmerksamkeit erfordert, gleichzeitig herrschte eine tolle Atmosphäre dank der wahnsinnig netten Spieler", berichtet der künftige Lehrer begeistert.

Und am Ende des Gesprächs will er ein weiteres, beruflich angehauchtes Motiv gar nicht erst abstreiten: "Joa, der Bildungsauftrag spielt im Hintergrund bei mir vielleicht tatsächlich eine gewisse Rolle". Blaues Sonder-Abzeichen hin oder her.

 

Tonetas Domeika Gießener SVErfolgreich war der Gießener SV auch am dritten Hessenliga-Spieltag: Erst setzte sich das Team von Kapitän Jürgen Boldt mit 9:3 gegen SVH Horas Fulda durch, einen Tag später ging der Siegeszug mit einem 9:4-Erfolg gegen TV Horas Fulda weiter.

Jonas Acker Gießener SVWieder einmal konnte die Reserve des Gießener SV auf der Zielgeraden eine drohende Niederlage abwenden. Dabei blieb man im Club der ungeschlagenen Teams der Spielklasse.

Arne Appunn Gießener SV 2014Topfavorit TSV Klein-Linden II setzte sich auch ohne die Drolsbach-Brüder mit einem knappen 9:6 beim GSV Gießen III durch und wahrt somit seine weiße Weste.

 Update 08.10.214

Pillip Wingert Gießener SV 2014Nach einem 4:6-Rückstand rappelte sich der Gießener SV II auf und kam nach fünf klaren Einzelerfolgen noch zu einem sicheren 9:6-Heimsieg gegen Lauterbach.

Fabian Lenke Gießener SVNachdem der NSC Watzenborn-Steinberg in der vergangenen Woche mit zwei Siegen vorgelegt hatte, legte Meisterschaftsfavorit Gießener SV mit einem Doppelpack nach. Erst verurteilte das Team von Kapitän Jürgen Boldt den TSV Breitenbach mit 9:1 beinahe zur Höchststrafe. Danach feierten die GSVler mit einem 9:3 bei der TTG Kirtorf-Ermenrod den zweiten Sieg und überholten damit den Lokalrivalen aus Pohlheim. Somit sind bereits nach zwei Spieltagen die Weichen auf ein "Kopf-an-Kopf-Rennen" zwischen den beiden lokalen Vorzeigeteams gestellt.

Leistungszahl GSV

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